Samstag, 17. Juli 2010

Weiterer Leserbrief zum selben Thema, leider von der SZ nicht veröffentlicht

" Stillstand in einer Schlafstadt"

Nach den Entscheidungen zu den Bürger-/Ratsbegehren am 4. Juli stellt man verblüfft fest, daß die Bürgermeisterin Borst die beiden Niederlagen zumindest äußerlich mit mehr Würde und Anstand getragen hat als ihre Hofschranze Bracht in der SZ, eine bewährte Parteigängerin der CSU. Kurz vor der letzten Kommunalwahl, als es für die hier seit Jahrzehnten herrschende Partei galt, die Kraillinger bei Laune zu halten, schrieb Frau B. einen Kommentar, in dem es hieß:" In Krailling fehlt es an nichts". Daß es damals in der Gemeindeverwaltung keinen Umwelt- und Naturschutzreferenten gab (weil sich Bürgermeister Hager selbst dafür hielt), daß es in Krailling bisheute keinen einzigen Radweg gibt (die Radwege der Nachbargemeinden hören genau an unserer Ortsgrenze auf) - die Korrespondentin aus der Landeshauptstadt hat es überhaupt nicht bemerkt
Jetzt, wo die Bürgermeisterin diverse Bauprojekte voranbringen möchte (man nennt es "Entwicklung"), scheint der Komentatorin plötzlich doch irgendetwas zu fehlen; sie schreibt: "Krailling ist und bleibt eine Schlaftstadt...".Welcher Unsinn! Krailling ist keine Bitterfelder Plattenbausiedlung und wird nie eine solche werden. (Andererseits ist der Ausdruck "Dorfleben" auch läppisch.Wir haben kein "Dorfleben". Krailling, ein ehemaliges Dorf, ist heute eine lebendige Vorstadt, weder Stadt noch Dorf , sondern ein "Ort" oder eine "Gemeinde" wie viele andere Orte in der Region München). Mir fehlt in Krailling auch etwas, aber nur eine Kleinigkeit: eine neutrale SZ-Korrespondentin, die bemerkt, daß wir hier gern wohnen und leben, arbeiten, musizieren, einkaufen,Rasen mähen und keineswegs nur schlfen, wie Frau B. vermutet. Unsere tüchtige Kreissparkasse, die wir überall gerne haben (nur nicht auf der Maibaumwiese) bietet ständig Kraillinger Grundstücke in "erstklassiger Lage" an , doch nicht in "erstklassiger Schlaflage"!
Eine "Belebung" der Maibaumwiese sei verhindert worden; Belebung mit einer Sparkasse ? Beleidigend sind Formulierungen wie "Seilschaften" oder "Kein Mittel wurde ausgelassen". Welche Mittel haben wir den angewendet? Unterschriften gesammelt, demokratische Rechte genutzt, ist das verboten? Wenn es in Krailling überhaupt eine "Seilschaft" gibt, dann bei der CSU. Der frühere Gemeinderat Rieder hat einmal gespottet: Im Gemeinderat wird auf der Ostseite des Tisches so lange geschlafen (Schlafstadt!) bis der Bürgermeister unter dem Tisch an einem Strick zieht, dann gehen ruckartig 11 Hände zur Abstimmung hoch. Im Übrigen: In Sachen Sanftlwiese gibt es eine ganz neue spontane "Seilschaft".Die hier in der ersten Reihe engagierten jüngeren Kraillinger sind neue Akteure. Es sind zugegebenermaßen auch Anlieger dabei, nicht ganz ohne private Interessen, aber das ist ja nicht illegitim, unser Bauausschuß läßt grüßen.
Die Bürgermeisterin "wollte nicht eigenmächtig bestimmen...". Wir sind ganz gerührt.Hätte sie das gedurft? Der "Bürgertreff" kam plötzlich aus der Hosentasche eines engen CSU-Zirkels,aus dem Hinterzimmer, ohne jede offene Beratung im Gemeinderat, das sollte ein Oho- und Aha-Supertrumpf werden. Hat Frau Bracht das nicht bemerkt? Stattdessen schreibt sie: Den Bürgerbegehrern "ging es hauptsächlich darum, sich durchzusetzen", - ja wer in der Kommunalpolitik will sich vielleicht nicht durchsetzen? Was sollen solche einseitigen Verunglimpfungen?
Krailling sei "zum Stillstand verurteilt". Die große Mehrheit der Einwohner, soweit sie sich die staatsbürgerliche Mühe/Pflicht des Wählens gemacht haben, wareben der Meinung , daß wir auf einen weiteren "fortschrittlichen" Koloß, der unsere Ortsmitte "entwickeln" soll, verzichten können.

Hans-Peter Autenrieth, Krailling
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